Tour-Details
Tour Nummer | 23 |
Datum | 8. - 17. September 2017 |
Personen | Claus, Gottfried, Lothar |
Dauer | 10 Tage |
Gesamtstrecke | 3.100 km Bike, 2.100 km Fähre, 950 km Zug |
Hinweise | Treffpunkt in Innsbruck mit Claus am Autoreisezug und Gottfried in Hamburg |
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Tour-Route
Travel-Report
Baltikum-Osteuropa 2017 – Soweit die Bikes uns tragen!
In diesem Jahr hatten wir uns für unsere Herbsttour einen Mamuttrip vorgenommen. Unser Ziel war das Baltikum. Nachdem Estland von Süddeutschland aus über 2.000 km entfernt liegt, brauchten wir einen Plan, wie wir diese Tour bewältigen konnten. Denn die Strecke auf dem Bike hin und zurück zu fahren kam keinesfalls in Frage.
Unsere Lösung dazu lautete mit der Fähre zu fahren. Nun legen in unserer Region nun mal aber keine Fähren Richtung Baltikum ab, deshalb hieß es zunächst an die Ostsee zu gelangen. Unsere erste Etappe war deshalb der Weg zum nächsten Autoreisezug. Claus und ich machten uns auf den Weg nach Innsbruck, Gottfried steuerte die Verladerampe in Wien an.
Die drei Mopeds wurden also ordentlich auf dem Autoreisezug verladen und wir bezogen Quartier im Liegewagen. Komfort ist etwas anderes, aber für eine Nacht geht es schon mal. Unser Vorteil: die Züge aus Wien und Innsbruck wurden in Nürnberg zusammengekoppelt, so dass wir am nächsten Morgen gemeinsam in Hamburg-Altona ankamen.
Ein kleines Problem hatte sich bei meiner Maschine aufgetan. Ein Blick auf den Reifen verriet, dass die geplante Tour mit diesem Pneu keinesfalls zu machen ist, immerhin schaute an einer Stelle bereits der Stahlmantel raus. Also galt es in Hamburg noch schnell Reifen zu wechseln.
Die BMW-Niederlassung in Hamburg sah sich dazu leider auf die Schnelle nicht in der Lage, aber Dank der Vermittlung von einem Arbeitskollegen von Claus konnten wir einen Motorradreifenhändler ausfindig machen, der hier auf die Schnelle helfen konnte.
Mit frischen Reifen ging es dann durch den Elbtunnel nach Buchholz, wo wir den besagten Arbeitskollegen besuchten und uns zum Dank für seine Hilfe auch noch zum Grillen einluden. Ein großer Dank hierbei noch an den Grillmeister samt Familie für die vorzügliche Bewirtung. Spareribs und Süßkartoffeln waren ein Traum!
So verbrachten wir den Nachmittag gemütlich in Buchholz, ehe wir am frühen Abend wieder Richtung Hamburg und dann weiter nach Travemünde aufbrachen. In Travemünde stand die Verladung auf die Autofähre an.
Hier war Geduld gefragt. Das Einchecken war erst ab 22 Uhr möglich und das Boarding, sprich das Auffahren auf die Fähre begann um 23.30 Uhr, da diese erst um 23 Uhr anlegte. Nachdem wir unsere Mopeds ordentlich verstaut und festgezurrt hatten, ging es zunächst an die Bar, denn unsere Kabine war noch nicht bezugsfertig.
Letztlich konnten wir um 1 Uhr früh in die Kajüte und uns in der Koje langstrecken. Nach einer ungemütlichen Nacht im Liegewagen und der langen Warterei im Fährhafen bzw. auf der Fähre war es durchaus angenehmen, dass der kommende Tag ein Seetag war.
Ruhig und ohne Zwischenfälle steuerte unser Kapitän über die Ostsee an Gotland vorbei. Etwas irritiert waren war dann allerdings, dass das Bordrestaurant bereits um 19 Uhr schloss, wo wir doch noch ein gemütliches Abendessen einnehmen wollten. Na immerhin gab es im Bordbistro noch eine kleinen Imbiss. Die zweite Nacht auf See war ebenso ereignislos wie die erste und so konnten wir während des Frühstückens bereits die vorgelagerten Inseln von Finnland sehen und später die Einfahrt in den Fähr- und Containerhafen Lehdessaari beobachten.
Lehdessaari liegt ca. 20 km östlich vom Zentrum von Helsinki. Ins Zentrum mussten wir aber, weil unsere nächste Etappe die Fähre nach Tallinn war. Dank gut ausgebauter Straßen und wenig Verkehr konnten wir die Strecke zügig hinter uns bringen. Dies war auch gut so, denn unser nächstes Boarding stand bereits an. Mit der Viking-Line dauert die Überfahrt nach Tallinn gut zwei Stunden, so dass wir kurz nach Mittag im Fährhafen von Tallinn von Bord gehen konnten.
Mittlerweile hatten wir bereits knapp 3.000 km Strecke hinter uns gebracht, davon aber nur wenige Kilometer mit dem Bike. Dies sollte sich ab jetzt deutlich ändern, ab jetzt war Motorradfahren die Hauptbeschäftigung.
Unser Plan war es zunächst in die nordöstlichste Ecke von Estland zu fahren, quasi zum entferntesten Punkt unserer Tour. Über Maardu, Rakvere und Jöhvi ging es nach Sillamäe und von dort über Udria bis Narwa-Jõesuu. Hier mündet die Narwa in die Ostsee. Die Narwa markiert zugleich die Grenze nach Russland. Narwa-Jöesuu ist ein bekannter Kurort und verfügt über eine größere Anzahl von Hotels. Wir quartierten uns im Hotel Meresuu ein und nutzten die Ostsee noch zu einem äußerst erfrischenden Bad, wobei Claus die Badewanne auf dem Hotelzimmer vorgezogen hat.
Am nächsten Tag folgten wir zunächst der Narwa nach Süden bis wir zur gleichnamigen Ortschaft Narwa kamen. Hier gibt es einen Grenzübergang nach Russland, der rein optisch einen sehr verschlossenen Eindruck macht. Hier passiert die Grenze nur derjenige, der wirklich auf der anderen Seite etwas vor hat, nur mal schnell zum Spaß rüber ist nicht.
Der Weg führte uns weiter Richtung Süden und wir erreichten den Peipussee. Dieser See ist wohl den wenigsten Mitteleuropäern bekannt, dabei ist er der fünftgrößte See Europas und ungefähr siebenmal so groß wie der Bodensee. Der Peipussee liegt knapp zur Hälfte auf estnischem und zu gut 66 % auf russischem Staatsgebiet.
Die nächste Station unserer Reise war Tartu. Tartu ist die zweitgrößte Stadt Estlands. Weiter ging es zur estnisch-lettischen Grenzstadt Valga bzw. Valka, wo wir Estland verließen und uns Lettland willkommen hieß. Am frühen Abend erreichten wir die lettische Hauptstadt Riga. Einmal quer durch die Innenstadt von Riga führte uns unser Weg über die Düna nach Jürmala. Jürmala ist ein bekannter Badeort am Rigaischen Meerbusen. Einquartiert haben wir uns im Hotel Jürmala Spa.
Von Jürmala aus ging es zunächst nach Westen. In Liepāja gelangten wir wieder an die Ostsee und folgten der Küste nach Süden. Mitten im Nirgendwo erreichten wir die Grenze zu Litauen. Wir folgten der Küste, bis wir Klaipeda erreichten. Klaipeda ist der nördlichste Punkt der kurischen Nehrung, zu der wir mit der Fähre übersetzten. Über die Kurische Nehrung erreicht man russisches Staatsgebiet (Kaliningrad). Deshalb fuhren wir nur wenige Kilometer auf der Nehrung und kehrten nach einem kurzen Abstecher an den vorgelagerten Ostseestrand wieder nach Klaipeda zurück. Unser Ziel für diesen Tag war die Stadt Kaunas.
Kaunas ist die zweitgrößte Stadt Litauens. Wir quartierten uns in einem ehemaligen Kloster ein, welches mittlerweile zu einem kleinen, sehr feinen Hotel (Montepacis) umgebaut wurde. Besonders die Küche in diesem Hotel gilt es zu erwähnen.
Von Kaunas aus ging es über Marijampole Richtung polnische Grenze. Die nordöstlichste Ecke von Polen sind die Masuren. Dieses hügelige mit unzähligen Seen überzogene Land ist für Motorradfahrer sehr zu empfehlen. Zunächst fuhren wir um den Wizajny-See herum und somit nochmals nah an die litauische Grenze. Weiter ging es zur Mosty w Stariczykach, einem Eisenbahnviadukt, auf dem vormals die Bahnlinie nach Kaliningrad verlaufen ist.
Über Elk, Grajewo und Lomza ging es Richtung Süden nach Zambrow. Weiter fuhren wir über Sokolow Podlaski nach Siedlce, wo wir im Hotel Kamienica übernachteten.
Von Siedlce aus ging es am folgenden Tag zunächst weiter nach Südost. Ziel waren die weißrussische und die ukrainische Grenzen. Über Meseritz, Komarowka Podlaska und Wisznice gelangten wir nach Wlodawa im Dreiländereck Polen, Weißrussland und Ukraine. Hier folgten wir einige Kilometer der Bug, der hier die EU-Außengrenze ist, bis wir uns bei Chelm wieder nach Westen wandten um über Krasnystaw, Wysokie und Bilgoraj nach Sienawa zu gelangen. Weiter ging es über Rzeszow und Debica nach Krakau.
Übernachtet haben wir im Hotel Lwowska1. Abends haben wir noch einen Ausflug in die sehr sehenswerte Innenstadt gemacht.
Den letzten gemeinsamen Tag unserer Tour sind wir im polnisch-slowakischen Grenzgebiet entlang Richtung Westen gefahren.
Von Krakau ging es zunächst Richtung Süden über Mogilany und Sulkowice nach Zembrzyce. Weiter fuhren wir über Saybusch und Milowka nach Zwardoń, wo wir die Grenze in die Slowakei überquerten. Wir passierten Cadca und fuhren Richtung Süden nach Zilina und weiter über Prievidza und Novaky nach Trencin. Nun ging es wieder nach Westen. Kurz nach Trencin überquerten wir die Grenze in die Tschechei und fuhren über Uherske Hradiste nach Brünn, wo wir im Hotel Marriott übernachtet haben.
In Brünn hieß es am nächsten Tag Abschied zu nehmen. Gottfried hatte den mit Abstand kürzesten Weg. Er fuhr nach Süden und war nach gut zwei Stunden in Wien. Claus fuhr über die Autobahn nach Prag und weiter über Pilsen nach Hause und war nach sechs Stunden wieder daheim.
Ich selbst fuhr über Trebic nach Budweis und entlang der tschechisch-österreichischen Grenze durch das Mühlviertel nach Passau und von dort heim. Ich war nach ca. sieben Stunden am Ziel.
Als Resümee bleibt zu sagen, dass das Baltikum eine äußerst interessante Region ist. Motorradtechnisch war die Strecke nicht sehr anspruchsvoll, aber man bekommt viel von Land und Menschen zu sehen. Insgesamt eine Mamuttour, für die eigentlich ein paar Tage mehr angenehm gewesen wären. Bei 950 km mit dem Zug, 1.700 km mit der Fähre und über 3.700 km mit dem Motorrad mit Abstand die weiteste Reise, die wir Daddybiker bisher gemacht haben.
Lothar