Tour-Details
Tour Nummer | 08 |
Datum | 08. - 13. September 2010 |
Personen | Claus, Gottfried, Lothar |
Dauer | 6 Tage |
Gesamtstrecke | 2 950 km |
Hinweise | Treffpunkt in Wien |
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Tour-Route
Travel-Report
Die unvollendete Karpatentour
Für diese Tour haben wir uns etwas ganz Besonderes vorgenommen. Geplant war eine Tour in die Karpaten und zwar über die Slowakei in die Ukraine und von dort nach Rumänien. Nun ist es so, dass die Ukraine im Verhältnis zu anderen Staaten in Europa schon noch etwas Anderes ist. Ein Visum braucht man zwar nicht, aber Reisepass plus Krankenversicherungsnachweis sind zwingend erforderlich. Weiterhin muss man bei der Einreise bereits ein festes Quartier nachwei-sen können. Sonst wird man an der Grenze abgewiesen. Claus hat aus diesem Grund in Mukatschewe bereits im Vorfeld ein Zimmer für uns drei gebucht und sich einen Nachweis zuschicken lassen.
Treffpunkt war in diesem Jahr Wien. Claus ist bereits am Vortag angereist. Ich bin frühmorgens gestartet und über die Autobahn von Salzburg über Lins nach Wien gefahren. Von dort ging es weiter in die Slowakei. Über Bratislava ging es über die Autobahn nach Nitra. Weiter fuhren wie über Zvolen und Banska Bystrica nach Bresno und weiter über Vernar und Poprad nach Presov. Nachdem das Wetter sehr feucht bis nass war, sind wir froh eine passende Übernachtungsmög-lichkeit gefunden zu haben - wir gönnten uns ein gutes und überraschend preiswertes Hotel (Hotel Dukla).
Am nächsten Tag ging es wie geplant von Presov aus Richtung Grenze zur Ukraine. Über Kapusary, Hanusovca und Humenne ging es bei teilweise strömenden Regen nach Snina. Der Grenzübergang bei Ubla war nach ca. zwei Stunden erreicht. Nun hieß es Geduld zu haben. Erst einmal mussten wir die EU verlassen. Das war nach ca. 10 Minuten erledigt. Als nächstes kamen die Einreiseformalitäten in die Ukraine. Gut, dass Claus die Unterkunft schon vorgebucht hatte, sonst wäre gar nichts gelaufen. Aber auch so war es gar nicht so einfach.
Neben Reisepass, Krankenbescheinigung, Unterkunftsnachweis waren vor allem die Kfz-Papiere von großem Interesse. Dabei hätte die Grenzbeamtin beinahe einen schweren Fehler gemacht, sie wollte die Maschine von Gottfried zweimal registrieren und meine gar nicht. Gott sei Dank haben wir aufgepasst, wer weiß, ob wir unsere Maschinen jemals wieder aus der Ukraine raus bekommen hätten.
Neben dem Papierkram mussten wir uns auch jeweils einem Einzelgespräch mit der Grenzbe-amtin unterziehen. Leider konnten wir weder Ukrainisch, noch Russisch. Gleichzeitig konnte die Dame in Uniform weder Deutsch noch Englisch. Ein Wort auf Deutsch war ihr offenbar aber gut bekannt: „Magdeburg“ was sie mehrmals wiederholte – als ich jeweils mit meinem Wohnort „Tittmoning“ gekontert habe, wurde das Gespräch ziemlich eintönig. Nach dem fünften Anlauf habe ich meine Taktik geändert und mit „München – Oktoberfest und FC Bayern“ erwidert. Schon war alles gut und der Einreisestempel landete in meinem Reisepass.
Nach gut einer Stunde an der Grenze ging es endlich weiter. Kaum zwei Minuten gefahren, hieß es wieder anhalten. Ein netter Herr in Uniform mit Maschinenpistole lies uns anhalten und sprach uns in deutlichem Ton an – nur was wollte er? Vorsichtshalber reichten wir ihm mal unseren Pass. Siehe da, die nette Dame an der Grenze hatte uns offenbar in unseren Pass einen Zettel eingelegt, den der nette Herr nun einkassieren wollte. Kaum hatte er unsere drei Zettel, konnten wir auch schon wieder weiterfahren. In Malyj Beresnyj bogen wir Richtung Nordwesten ab und folgten der Straße H13 Richtung Borynja.
Nach gut einer Stunde Fahrzeit erblickten wir vor uns einen weiteren Kontrollposten. Auch hier hieß es wieder anhalten und Pass vorzeigen. Nach einem kurzen Blick in die Papiere sprach uns der nette Soldat auf Deutsch an uns fragte uns, wohin wir denn fahren. Als er Mukatschewe hörte meinte er, dass wir vor einigen Hundert Metern Richtung Süden abbiegen hätten sollen. Dankbar für den Hinweis drehten wir um und fanden tatsächlich im Ort Uschok eine Straße, die Richtung Süden abging.
Wir folgten dieser Straße und mussten zu unserem großen Bedauern feststellen, dass nach ca. zwei Kilometern die ohnehin schlechte Asphaltdecke verschwand. Nun hieß es auf Schotter und wegen des aufgeweichten Bodens teilweise Schlamm weiter zu fahren. Nur einige Kilometer später legte Gottfried seine Maschine in einer größeren Wasserpfütze um. Fahrer und Maschinen blieben unverletzt, gemeinsam schafften wir die Maschine aus dem Dreck und weiter ging es.
An einer Weggabelung waren wir uns anschließend nicht sicher, welchen Weg wir nehmen müssen. Wir entschieden uns für die rechte Straße. Von nun an ging es deutlich bergauf, wobei die Straße derartig ausgewaschen war, dass wir nur noch in etwas schnellerem Schritttempo voran kamen. Unser Navi zeigte zudem an, dass wir uns offenbar neben der Straße befinden würden. Nach etwa drei Kilometern entschieden wir umzudrehen und die linke Straße zu nehmen. Wir waren der Meinung, dass wir hier falsch sind.
Die linke Straße schaute zunächst etwas besser aus, zumindest ging es nicht bergauf, sondern flach dahin. Nach einigen Kilometern wurde die Straße jedoch immer schmaler und deutlich schlechter. Gottfried hatte seine Maschine mittlerweile ein zweites Mal umgelegt und auch Claus musste einmal unfreiwillige absteigen. Als die „Straße“ letztlich nur noch ein Trampelpfad war erkannten wir, dass wir hier falsch sind. Nochmals drehten wir um, bevor wir uns endgültig fest-zufahren drohten. Beim Rückweg legte ich mein Bike zweimal um, wobei der zweite Abstieg mit einem deutlichen Einschlag auf dem Zylinderdeckel verbunden war. Kurz drauf stellten wir fest, dass aus meinem Zylinderdeckel Öl heraus spritzte.
Zurück an der uns bereits bekannten Weggabelung überlegten wir, wie es weiter gehen könnte, als eine slowakisch Jeep-Gruppe mit insgesamt drei Fahrzeugen ankam. Trotz Sprachbarriere konnten wir einen Blick in deren Generalstabskarte werfen. Dabei stellten wir fest, dass der ur-sprünglich eingeschlagene Weg, d. h. die rechte Straße, der richtige gewesen wäre. So schlau waren wir mittlerweile aber auch schon geworden. Nachdem der Trupp wieder abgefahren war, kamen auch noch ein paar Einheimische vorbei. Unser Ansinnen Hilfe für meine Maschine zu bekommen, konnten wir leider nicht verständlich rüber bringen. Die Herren grüßten freundlich und zogen wieder von dannen.
Nun war guter Rat teuer. Ein Anruf bei der BMW-Zentrale in München brachte auch keinen Er-folg. Dort riet man uns irgendwie entweder nach Bratislava (600 km im Westen), Krakau (400 km im Norden) oder Kiew (700 km im Osten) durchzuschlagen. Dort gäbe es jeweils eine BMW-Vertragswerkstätte, die auch Motorräder betreuen. Wir waren uns einig, dass wir es mit meinem Bike dorthin keinesfalls schaffen würden. Aus diesem Grund beschlossen wir umzudrehen und uns auf den Weg zurück in die Slowakei zu machen. Unser vorreserviertes Quartier in Mukatschewe müssten wir notgedrungen abbestellen, was den Vermieter gar nicht freute – er hatte wohl auf einige harte Devisen gehofft.
Mittels eines Filzstücks und Klebeband wurde die undichte Stelle provisorisch abgedichtet, wobei der Ölverlust dadurch nur verringert und keinesfalls gestoppt werden konnte. Jeder von uns hatte noch etwas Reserve-Öl dabei, welches wir in meine Maschine einfüllten. Trotzdem war der Ölstand unter dem Minimum. Deshalb wollten wir uns schnellstmöglich mit Öl versorgen um nachfüllen zu können.
Auf halben Weg zur Grenze kamen wir an einer Tankstelle vorbei. Mit neuem Schwung holte ich mir drei Liter Öl aus dem Regal und marschierte zur Kasse. Der nette Herr, der mich leider nicht verstand (und ich ihn auch nicht), macht mir klar, dass er weder Euro noch irgendwelche Karten akzeptieren würde. Ukrainische Hrywnja hatten wir nun leider nicht. Im Ergebnis musste ich das Öl zurück lassen, alles argumentieren und betteln half nichts.
Auch ohne zusätzlich Öl schafften wir es zurück an die Grenze. Die Ausreise aus der Ukraine kostete uns nochmals 1,5 Stunden – vor uns war eine längere Warteschlange, zudem war Wachwechsel was 15 Minuten völligen Stillstand bedeutete. In totaler Finsternis fuhren wir von der Grenze weiter Richtung Presov. Gott sei Dank erreichten wir bald eine Tankstelle und ich konnte endlich Öl kaufen und nachfüllen. Ein tolles Gefühl, wenn man wieder fahren kann ohne jeden Moment mit einem Motorfresser rechnen zu müssen. In Presov angekommen quartierten wir uns erneute im Hotel Dukla ein. Das vorhandene WLAN in der Hotellobby macht die weitere Planung leichter.
Am nächsten Tag hieß es meine Maschine wieder auf Vordermann zu bringen, damit wir ir-gendwie unsere Tour fortsetzen konnten. Im Internet hatten wir eine BMW-Werkstatt in Presov ausfindig gemacht. Frohen Mutes fuhren wir dort hin. Nachdem ich den feinen Marmorboden in der Empfangshalle mit meinem vor Dreck triefenden Motorradstiefeln ordentlich eingesaut hatte, versuchte ich in gepflegtem Englisch mein Anliegen klar zu machen. Offenbar hatte man mich verstanden. Leider war aber die Antwort nicht das, was ich mir erwartet hatte. „only cars, no bikes!“
Was nun? Die nächste Überlegung war eine freie Werkstatt zu suchen, die uns evtl. helfen könnte. Claus brachte eine Alternative zur Diskussion: Warum nicht einfach die undichte Stelle mit geeignetem Material abdichten? Unser Ingenieur hatte auch schon eine konkrete Idee – ab in den nächsten Baumarkt und das nötige Material kaufen. Gesagt, getan. Gleich schräg gegen-über war ein Baumax. Hier kauften wir Spiritus, Tücher und Epoxidharz.
Gleich am Parkplatz schraubten wir den Zylinderdeckel ab, reinigten ihn mit Spiritus und Tüchern und dichteten den durch den Sturz entstandenen Riss mit Epoxidharz ab. Eine halbe Stunde warten und anschließend wieder alles zusammenbauen – voilá – alles dicht, wir können endlich unsere Tour fortsetzen.
Unseren Plan mit der Ukraine ließen wir aufgrund der Umstände fallen. Deshalb beschlossen wir unsere Route etwas abzukürzen und zunächst entlang der ungarisch-rumänischen Grenze nach Süden zu fahren und dann nach Osten Richtung Karpaten. Über Kosice und Sena fuhren wir nach Miskolc. Leider kam immer mehr Regen auf. Auch der Wetterbericht meldete für die kom-menden Tage nur Regenwetter. Weiter ging es über Nyiregyhaza nach Debrecen. Hier waren wir endgültig alle pitschnass. So dass wir uns frühzeitig nach einem Hotel mit angeschlossenem Thermalbad umsahen. Im Hotel Aquaticum konnten wir uns wieder aufwärmen und ein wohlverdientes Abendessen einnehmen.
Der Wetterbericht für Ungarn und die angrenzende Länder sagte tagelangen Dauerregen voraus. Deshalb einigen wir uns darauf, die Karpatentour an dieser Stelle abzubrechen. Stattdessen suchten wir ein sonniges Gebiet in der näheren Umgebung. Die Frage ist: wo ist es schön? Antwort: in Bayern, Österreich und Tschechien - also fuhren wir den schnellsten Weg, sprich über die Autobahn nach Brünn. Es ging mitten durch dichten Regen - zumindest wurde es ab Bratislava trocken und in Brünn scheint endlich die Sonne. Im Hotel Cyro in Brünn fanden wir eine schöne Unterkunft. Zum Essen ging es in die Innenstadt (Caffe Tripolis).
Der fünfte Tag unserer Tour war endlich mit Sonnenschein verbunden. Welche Wohltat, trockene Straßen und warm. Entlang der tschechisch-österreichischen Grenze fahren wir zunächst über Rosice, Ivancice und Pohprelice Richtung Süden nach Miroslav. Von dort aus ging es über Mor. Budejovice nach Jemnice und weiter über Slavonice und N. Bystrice nach Lasenice. Quer durch das Naturschutzgebiet Třeboňsko und vorbei an der namensgebenden Ortschaft Trebon ging es weiter nach Halamky. Südlich von Budweis ging es über Trhove Sviny und Cesky Krumlov nach Rozmberk. Eine wunderschöne Straße an der Moldau bzw. am Moldaustausee entlang führte uns über Frymburk nach Volary. Über den Grenzübergang Philippsreut gelangten wir nach Bayern und quartierten uns im Posthotel Freyung ein.
Am letzen Tag unserer Tour zog erneut Regen von Westen kommend her auf. Deshalb be-schlossen wir über den kleinen Grenzübergang zwischen Neureichenau und Schwarzenberg nach Oberösterreich ins Mühlviertel zu fahren. Über Ulrichsberg und Aigen ging es nach Rohrbach und von dort über Haslach a. d. Mühl und Bad Leonfelden nach Linz. In Linz endet unsere gemeinsame Tour und jeder fuhr auf direktem Weg über die Autobahn nach Hause.
Unser Fazit: Eine total verregnete Tour und wenig gesehen von den Karpaten – unser Ziel haben wir nicht erreicht. Der überhaupt nicht geplante Tag in Tschechien war das schönste an der ganzen Tour. Das unfreiwillige Abenteuer in der Ukraine wird uns jedoch ewig in Erinnerung bleiben.
Lothar