Tour-Details
Tour Nummer | 36 |
Datum | 14. - 22. September 2024 |
Personen | Claus, Gottfried, Lothar |
Dauer | 9 Tage |
Gesamtstrecke | ca.3.600 km |
Hinweise | Treffpunkt in Wien |
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Tour-Route
Travel-Report
Westbalkan 2024 – Ein langer Weg, vom Regen begleitet.
In den letzten Jahren haben wir einen Großteil der Länder Europas mit unseren Mopeds bereist. Ein größerer weißer Fleck tat sich im südöstlichen Europa auf. Hier wollten wir Abhilfe schaffen. Bereits im Frühjahr ging die Planung los. Als Ziel wurde Griechenland festgelegt. Uns war bewusst, dass die Strecke für hin und zurück zu weit war. Deshalb buchten wir für die Rückfahrt von Griechenland eine Fähre von Patras nach Venedig.
Am Freitag, 13. September ging es los. Geplant war, dass wir uns in Wien treffen. Gottfried hatte für Claus und mich im Hotel Novotel Suites ein Zimmer gebucht. Von mir aus ist Wien über die Autobahn in knapp vier Stunden erreichbar. Claus hatte sich in Ansfelden einen Parkplatz für Auto und Anhänger reserviert. Ansfelden liegt von mir aus gesehen auf dem halben Weg nach Wien. Deshalb haben wir uns dort verabredet.
Kurzfristig hat Claus noch eine Videokonferenz reinbekommen. Seine Abfahrt verschob sich deshalb auf deutlich nach Mittag. Entsprechend war absehbar, dass wir uns erst um 17 Uhr in Ansfelden treffen werden. Da ich bis Ansfelden ca. zwei Stunden Fahrt habe, fuhr ich um kurz vor 15 Uhr los. Hier zeichnete sich bereits ab, dass es eine nasse Fahrt werden würde. Grau in grau war der Himmel, die ersten Regentropfen waren auf dem Visier bereits erkennbar.
Der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage ohnehin starke Regenfälle vorausgesagt. Tatsächlich gab es in großen Teilen Mitteleuropas in diesen Tagen Hochwasser, insbesondere Niederösterreich wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Für eine schöne Tour über Land war mir das Wetter deutlich zu schlecht. Entsprechend fuhr ich über Laufen nach Freilassing und dann in Salzburg auf die Westautobahn. Bereits hinter dem Mondsee setzte Dauerregen ein. Kleidungstechnisch war ich gut gerüstet, trotzdem macht das keinen Spaß.
Beinahe zeitgleich trafen Claus und ich am vereinbarten Treffpunkt in Ansfelden ein. Umpacken, Moped abladen, Anziehen, etc. dauert seine Zeit, so dass wir erst nach 18 Uhr weiterkamen. Der Regen wurde stärker und die Fahrt machte immer weniger Spaß. Erste Regentropfen verirrten sich zwischen Helm und Jacke Richtung Hals. Ebenso floss von der Jacke Wasser Richtung Handschuhe obwohl zwei oder drei Schichten überlappend dies verhindern sollten. Gleiches von unten in Richtung der an sich wasserdichten Stiefel.
Hinzu kam, dass der Verkehr nicht wenig war und es zunehmend finster wurde. Im Wienerwald war es bereits stockdunkel. Ich würde die Fahrt als extrem anspruchs-voll und nicht ungefährlich bezeichnen. Auch die Fahrt durch die Innenstadt von Wien war alles andere als prickelnd. Strömender Regen, Feuchtigkeit in den Klamotten und Stiefeln, niedrige einstellige Temperaturen, dies alles machte wirklich keinen Spaß.
Durchgefroren und durchnässt kamen wir um ca. 21 Uhr am Hotel Novotel Suites an. An der Rezeption weigerten wir uns zunächst, unsere Ausweise vorzulegen, da diese tief in den Niederungen unserer Mopeds vergraben waren. Erst war Tiefgarage angesagt, dann konnten wir die Formalitäten erledigen. Nach einer kurzen Dusche zum Auf-wärmen ging es zur Lobby, wo wir uns mit Gottfried trafen. Zum Abendessen fuhren wir mit Gottfrieds E-Auto zum Gasthaus Stuwer Neues Wiener Beisl.
Am zweiten Tag wollten wir Strecke machen. Ausgemacht war, dass wir uns um 9 Uhr bei Gottfried treffen. Gesagt, getan, los ging es, erneut massiv regentechnisch verpackt. Die Fahrt aus Wien heraus war kein Problem. Zunächst folgten wir der Autobahn bis Nickelsdorf. Wir passierten die Grenze nach Ungarn und wechselten auf die Landstraße. Über Gyor und Kisber fuhren wir nach Székesfehérvár und weiter nach Szekszárd. Der Regen war unser Dauerbegleiter. Mal etwas weniger, meist jedoch sehr ergiebig. Weiter ging es nach Kroatien. Unser ursprünglicher Plan war es, hier zu übernachten. Da wir aber zügig vorangekommen waren, beschlossen wir noch nach Bosnien-Herzegowina zu fahren.
Um hohen Roaming-Gebühren zu entgehen, buchten wir kurzerhand noch im kroatischen Mobilfunknetz ein Hotel. An Osijek vorbei ging es über Vinkovci und Županja zur Grenze. Bei der ersten Grenzkontrolle kamen auch die ersten kleineren Probleme auf. Die Pässe und Kfz-Scheine waren tief in den Jacken, Tankrucksäcken oder Koffern vergraben. Also auspacken, vorzeigen und wieder einpacken. Als besonders mühsam stellte sich das Thema Handschuhe heraus. Klamme Finger, feuchte Handschuhe, ausziehen und vor allem wieder anziehen und alles wieder dicht bekommen mit Jacke, Regenkombi, etc. ein echter Kampf. Aber hilft nichts, gehört zum Motorradfahren halt manchmal auch dazu.
Begleitet von weiterem Regen fuhren wir über Orašje nach Srebrenik, wo wir uns im Hotel La More einquartiert und auch im Restaurant zu Abend gegessen haben.
Der nächste Tag war wiederum stark von Regenwetter geprägt. Meine Stiefel waren noch leicht feucht vom Vortag, was nicht wirklich Laune macht. Bei den Handschuhen war es etwas besser. Zum einen hatte ich drei Paare dabei und konnte öfter wechseln. Zudem hatte ich meine Vollgummi-Überziehhandschuhe mit. Die stellten sich als äußerst sinnvoll heraus.
Von Srebrenik fuhren wir weiter Richtung Süden. Über Canici und Husino fuhren wir nach Stupari-Selo. Auf dieser Straße war ordentlich Verkehr. Das war nervig. Zudem war es weiter nass und kalt. Teilweise ging es bis auf 1.500 m hoch. Weiter ging es vorbei an Kladanj, Olovo und Semizovac nach Sarajevo. Das Wetter wurde etwas besser, zumindest hörte der Regen auf. Über Foca und Gacko ging es weiter bis Podosoje. Hier besserte sich unsere Laune zunehmend. Es war trocken, der Verkehr wurde weniger und die Strecke bot einiges zum Mopedfahren.
Die nächste Grenzkontrolle stand an. Dieses Mal ging es rein nach Montenegro. Claus hatte seinen Reisepass dieses Mal so gut verstaut, dass es eine längere Suchaktion wurde. Um dies künftig zu verhindern, beschloss er, diesen mir anzuvertrauen. In Montenegro war die Welt gleich eine andere. Super Straßen, trockenes Wetter und endlich wärmer. Über Vilusi und Grahovo ging es nach Kamenari. Die Bucht von Kotor ist echt ein Erlebnis. Mit der Fähre setzten wir über nach Prcanj und fuhren über Radanovici nach Budva. Dieses Mal hatten wir bereits am Morgen das Hotel gebucht, als wir in Srebrenik noch WLAN hatten. Allerdings hatte Claus beim Buchen ein falsches Datum eingestellt, wir waren ca. sechs Wochen zu früh dran. Gott sei Dank konnte Claus seine Falschbuchung kostenlos stornieren. Zu-dem waren in der Nachsaison reichlich Zimmer frei und wir konnten im Hotel Sea Star einchecken. Nach einem kurzen Sprung in den Pool nahmen wir das Abendessen auch hier im hoteleigenen Restaurant ein.
Unser Zwischenziel am nächsten Tag war die Tara-Schlucht. Das Wetter war ausnahmsweise sonnig und warm. Von Budva aus fuhren wir über Lapcici und Brajici bis Cetinje. Dabei verstärkte sich unser Eindruck, dass es in Montenegro mittlerweile sehr gut ausgebaute Straßen gibt. Weiter ging es über Resna nach Orlina. Vorbei am Stausee kamen wir zur Hauptstraße nach Nikšic. Ab hier wurde die Strecke et-was abenteuerlicher. Zunächst ging es nach Westen über Lukovo bis Gvozd und weiter nach Norden bis Krnovo. Hier gelangten wir wieder auf die Hauptstraße, die uns über Gradac und Pošcenski Kraj zur Ðurdevica-Tara-Brücke brachte. Unser heutiges Ziel war damit erreicht.
Die Planung, durch die Tara-Schlucht weiterzufahren und dann über Kolašin zu-rückzufahren konnten wir leider nicht realisieren, da die Straße durch die Schlucht bei Dobrilovina gesperrt war. Die entsprechenden Hinweisschilder hatten wir zu-nächst ignoriert. Deshalb mussten wir nach ca. 20 km die Wende machen. Die Strecke ging also zurück über Pošcenski Kraj und Gradac nach Krnovo. Hier blieben wir auf der Hauptstraße und fuhren über Jasenovo Polje und Milocani erneut bis Nikšic. Auch hier folgten wir der Hauptstraße über Danilovgrad bis Podgorica. Weiter nach Westen ging es über Jankovici erneut bis Cetinje und von dort über Brajici und Lapcici nach Budva ins Sea Star-Hotel. Statt in den Pool ging es dieses Mal ins Meer. Zum Abendessen ging es ins Sasso Verde Restaurant.
Der nächste Morgen hielt eine böse Überraschung bereit. Was auch immer der Auslöser war, ich hatte mir einen Magen-Darm-Infekt zugezogen. Ich war massiv angeschlagen und die Weiterfahrt war mehr als gefährdet. Deshalb verschoben wir die Abfahrt zunächst auf den späteren Vormittag. Unser Tagesziel war Nordmazedoni-en. Den Plan, im Norden Albaniens über die Berge zu fahren, mussten wir leider aufgeben. Vielmehr fuhren wir die Hauptstraße entlang der Küste. Von Budva aus ging es über Pržno nach Sutomore und weiter über Burtaiši, Dobra Voda bis Krute.
Nach der Grenze ging es über Shkodra bis Lezha und dann über Thumana bis Tirana. Über Mullet fuhren wir bis Kreis Elbasan und von hier nach Osten über Xibrakë nach Librazhd und über Përrenjas bis zur Grenze nach Nordmazedonien. Wir passierten Struga und kamen nach Ohrid. Etwas südlicher direkt am See bei Dolno Konjsko übernachteten wir im Lago Hotel. Angesichts meines verdorbenen Magens sparte ich mir das Abendessen. Claus und Gottfried gingen ins Restaurant Villa „Dionis“, Lagadin.
Am sechsten Tag unserer Tour war unser Ziel Griechenland. Von Dolno Konjsko fuhren wir zunächst zurück nach Ohrid. Weiter ging es über Openica und Resen nach Bitola. Etwas weiter südlich ging es über die Grenze nach Griechenland. End-lich waren wir wieder voll mobil erreichbar, Roaming Dank der EU ab hier wieder kostenlos. Gleich hinter der Grenze bei Niki fuhren wir auf die Autobahn bis Greve-na. Über Eleftherochori und Agioi Theodoroi ging es nach Anoixi und weiter über Kastraki zu den Meteora-Klöstern. Sehr beeindruckend. Weiter fuhren wir über kleinere Straßen über Vlachava, Skepari und Kerasoula nach Paraskevi. Weiter ging es Richtung Osten über Deskati, Elassona und Mikro Eleftherochori nach Kryovrysi. Am Fuße des Olymps, der sich leider in Wolken hüllte, passierten wir Sykaminea und fuhren auf sehr kleinen und kurvigen Straßen über Karya und Ano Skotina nach Panteleimonas. Ab hier hatten wir einen großartigen Blick auf das Ägäische Meer. In Pori quartierten wir uns im Eliza Hotel by Panel Hospitality ein. Kurz nutz-ten wir noch den schönen Sandstrand und sprangen ins kühle Nass. Zum Abendessen ging es in die Taverne Avra. Eine auf Touristen ausgerichtete typische Ta-verne, mit griechischem Wein aus dem Kanister, den ich persönlich für ungenießbar halte.
Am nächsten Tag fuhren wir zunächst an der Ägäischen Küste entlang nach Süden. Von Pori ging es zunächst über Papapouli nach Palaiopyrgos. Hier mussten wir umdrehen, weil die Brücke über den Fluss nicht mehr vorhanden war – so wie es aussah schon seit Jahren nicht mehr. Deshalb ging es zunächst etwas ins Lan-desinnere. Über Sidirodromikos ging es über Omolio nach Stomio, wo wir wieder das Meer erreichten. Direkt an der Küste entlang fuhren wir über Velika bis Rakopotamos. Ab hier ging es ins Landesinnere. Über Elafos fuhren wir nach Neo Perivoli. Weiter ging es über Zappio und Chalkiades nach Farsala. Die Landschaft in dieser Ecke Griechenlands ist wirklich interessant. Immer wieder geht es flach durch die Ebenen, die regelmäßig durch Hügelketten unterbrochen sind. Wir passierten Neón Monastírion und fuhren über Domokos und Lamia bis Skamnos. In Bralos ging es Richtung Südwesten nach Gravia. Leider setzte hier wieder Regen ein. So konnten wir die schön kurvige Strecke, die uns wieder deutlich über 1.000 m Höhe brachte, nicht richtig genießen. Über Lilaia und Alataries kamen wir am berühmten Delphi vorbei und fuhren nach Itea. Hier bezogen wir unser Quartier im Trokadero Hotel. Da mein Magen immer noch etwas durcheinander war, sparte ich mir das Abendessen. Claus und Gottfried versuchten sich an der nächsten griechischen Lokalität, der Liappi Taverne.
Unser letzter Tag in Griechenland war der Kultur gewidmet. Wenn man schon in der Nähe einer berühmten antiken Stätte ist, dann sollte man diese auch besichtigen. Wir fuhren also den gestrigen Weg zurück nach Delphi und besuchten dort die historischen Anlagen. Die antike Baukunst hat was, unbestritten. Wir waren durchaus beeindruckt. Wenn man allerdings mal schlechteres Wetter bräuchte, dann ist keines in Sicht. Der spätere Vormittag war sonnig und warm. Entsprechend schwitzen wir in unseren Motorradoutfits ordentlich, bis wir ganz hoch zum Stadion von Delphi gekommen waren. Ich möchte nicht wissen, wie heiß es hier im Hochsommer wird.
Nach einem kurzen Abstecher ins Museum von Delphi ging es wieder auf die Mopeds. Wieder zurück nach Itea und weiter ging es über Larnakia, Galaxidi, Paralia Agion und Ormos entlang der Küste des Golfs von Korinth. Ab Agios Nikolaos sah man bereits die Meerenge und die Brücke bei Patras. Wir fuhren weiter über Mara-thias, Nafpaktos nach Andirrio. Die Autobahnbrücke kann jeder nehmen und so entschieden wir uns dazu, mal wieder eine Fähre zu nutzen. Immerhin haben wir dabei auch noch ordentlich gespart, denn die Fähre kostet pro Moped 1 €, die Brücke hätte uns 2 € gekostet.
Wir hatten frühen Nachmittag und unsere Fähre nach Venedig sollte erst in der Nacht ablegen. Deshalb wollten wir uns nochmals einen Strand zum Baden suchen. Patras passierten wir über die Küstenstraße und über Paralia und Mono-dendri, sowie Kaminia kamen wir nach Paralia Kato Achaias. Ein schöner Sand-strand tat sich vor uns auf. Angesichts der Wetterlage, mittlerweile hatte es wieder etwas zugezogen, jedoch ohne Regen, waren wir die einzigen Badenden. Das Ionische Meer war etwas frisch, so dass wir nicht allzu lange im Wasser blieben.
Um gestärkt die Reise mit der Fähre anzutreten, entschieden wir, nochmals eine Taverne aufzusuchen. Über Kaminia fuhren wir zurück nach Monodendri. In der Taverne Meltemi Vrachneika gab es nochmals ein typisch griechisches Abendessen. Die Abfahrt der Fähre war nach unseren Tickets auf 23.59 Uhr terminiert. Wir hatten dabei auch berücksichtigt, dass Griechenland eine Stunde vor der mitteleuropäischen Zeitzone liegt. Laut Buchungsbestätigung soll man zwei Stunden vor Abfahrt auf dem Schiff sein. Das wäre also um 22 Uhr (bzw. 1 Minute vorher). Wir fuhren also kurz nach 20 Uhr los. Über Paralia ging es ca. 30 Minuten zurück zum Fährhafen von Patras. Da es bereits stockdunkel war, waren wir froh, die Einfahrt zum Fährhafen bereits bei der Vorbeifahrt an Patras gesehen zu haben.
Vor der offiziellen Einfahrtskontrolle stand eine nette Dame, die unsere Tickets sehen wollte. Sowohl Gottfried als auch ich hatten die vollständigen Ausdrucke mit Strichcode, etc. dabei. Damit war die Lady aber leider nicht zufrieden. Mit deutsch-griechisch-englischem Kauderwelsch erklärte sie uns, dass dies nicht die Tickets wären, sondern nur die Buchungsbestätigung. Die Tickets müssten wir uns am Schalter der Reederei abholen. Dieser Schalter wäre in einem größeren Gebäude etwa 500 m zurück.
Also umgedreht und Richtung Reedereigebäude. Dort angekommen ging Claus mit den Buchungsbestätigungen zum Schalter. Die dortige Dame wollte neben den Buchungsbestätigungen aber auch noch die Ausweise haben. Da wir unser Com-System anhatten, konnte Claus uns dies durchgeben und Gottfried machte sich mit den Ausweisen zum Schalter auf. Dort angekommen wollte die Dame auch noch die Kfz-Scheine der Mopeds haben. Also durfte ich auch noch losstarten.
Nachdem wir alle Papiere zusammen hatten, bekamen wir nun endlich die Tickets für die Fähre. Pro Person einen kleinen Zettel, pro Moped einen großen Zettel auf dem Venedig stand (für hinter die Windschutzscheibe – nicht so leicht bei einem Motorrad) und einen kleinen Zettel für die Kabine. Damit fuhren wir wieder los, erneut zur netten Dame Nummer 1. Die erklärte gerade einem Wohnmobilfahrer, dass er erst Tickets braucht, wenn er auf die Fähre will. Nachdem das geklärt war, war sie mit uns voll zufrieden und winkte uns durch zur Einfahrtskontrolle. Dort wurde der kleine Zettel pro Person einkassiert, ein kurzer Blick auf die Nummernschilder geworfen und wir wurden durchgelassen.
Von anderen Fähren kennen wir, dass es eine lange Warteschlange an der Kai-mauer gibt. Hier war alles leer und wir konnten sofort auf die Fähre fahren. Eine Rampe nach unten und einmal umgedreht in die entgegengesetzte Richtung und wir waren mit den Mopeds an Bord. Ein kleines Missgeschick von Claus, er hatte den Kabinenzettel zwischen die Lippen gesteckt und er war ihm auf der Fahrt in der Fähre rausgefallen, konnte schnell behoben werden. Kurz absteigen, 50 m im Schiff zurück und schon war der Zettel wieder da.
Nachdem wir unser Gepäck ausgepackt hatten, ging es mit dem Lift hoch zur Rezeption. Dort war gerade richtig Aktion, eine Schülergruppe (überwiegend weiblich im Alter von ca. 16 Jahren), musste eingecheckt werden. Zudem war eine etwas ältere Dame massiv erbost, weil sie trotz Buchung offenbar keine Kabine hatte und deshalb zwei Nächte in der Lobby schlafen sollte. Ich hoffte nur, dass unser kleiner Zettel für eine Kabine reichte. Eine viertel Stunde später waren wir dann auch schon in unserer Viererkabine für drei Personen. Alles passte und wir machten einen ersten Rundgang auf dem Kutter.
Etwas erstaunt waren wir dann doch, als die Fahrt schon um 22 Uhr losging. Irgendwie war die Abfahrt zwei Stunden vorverlegt worden. Zumindest wir hatten da-zu keine Information bekommen. Gut, dass wir dann doch noch etwas früher als notwendig da waren, sonst hätten wir wohl nur noch die Positionslichter von hinten gesehen. Nachdem wir den Ablegevorgang intensiv vom Oberdeck aus beobachtet hatten und uns einigermaßen sicher waren, dass die Crew das schon ein paar Mal gemacht hatte, gab es in der Bar noch jeweils ein Bier (heute musste ja keiner mehr von uns fahren).
Die Nacht verlief sehr ruhig und wir bekamen auch nicht mit, dass die Fähre um 4 Uhr morgens noch in Igoumenitsa einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Dort wurden nochmals Passagiere mit ihren Fahrzeugen zugeladen. Als wir unsere Tour geplant hatten, hatten wir tatsächlich auch überlegt, ob wir in Igoumenitsa zusteigen wollten. Aber 4 Uhr morgens ist einfach eine dumme Zeit, denn dann muss man irgendwann zwischen Mitternacht und 2 Uhr früh am Fährhafen sein. An Schlafen wäre da wohl kaum zu denken.
Das Frühstück an Bord, das wir uns gönnten, würde ich persönlich als äußerst bescheiden werten. Kaffee aus dem Pappbecher und auch sonst alles eher low Level. Aber der Magen war voll – meiner im Übrigen immer noch leicht verstimmt.
Einen ganzen Seetag muss man erst mal rumbringen. Eine Fähre ist halt kein Kreuzfahrtschiff. Die Vergnügungsangebote beschränken sich auf die Bar – man kann ja nicht nur saufen und auf das Oberdeck mit wenigen Sitzgelegenheiten, da-für ordentlich Wind. Auch die Kabine ist kein Wellnesstempel, aber mit den richtigen Freunden und ordentlich Lesestoff geht das auch rum. Noch eine Warnung für die junge Generation: Handyempfang mitten in der Adria ist manchmal schwierig.
Das Abendessen an Bord habe ich mir ebenfalls gespart – ein paar Kekse tun es auch – Magen! Gottfried war der gleichen Meinung. Claus fand das Essen okay. Nachdem wir in der Bar nochmals zu Besuch waren; ich habe dieses Mal eine Cola (nach einem Bier) getrunken, ging es wieder in die Kabine und die nächste ereignislose Nacht ging vorüber.
Der nächste Morgen war zunächst vom Durchfahren der Lagune bei Venedig ge-prägt. Im Morgenrot der aufgehenden Sonne lag die berühmte Lagunenstadt an Steuerbord. Die Fahrt durch die Lagune dauerte doch einige Zeit, da der Kapitän wohl das Tempo ordentlich drosseln musste. Schade, dass die Schiffe nicht mehr wie früher direkt vor dem Markusplatz vorbeifahren dürfen.
Angesichts der Erfahrung vom Seetag beschlossen wir an Bord kein Frühstück zu uns zu nehmen. Nach dem Off-boarden – hier war, wie beim Auffahren auf die Fäh-re, durchaus Eigeninitiative gefragt –, d. h. jeder fuhr, wie er wollte aus der Fähre raus, ging es vorbei an der Policia bzw. Carabinieri. Griechisches Fahren ohne Helm auf dem Kopf gefällt den italienischen Kontrollbeamten nicht so wirklich, und so wurden die ersten bereits nach 50 Metern wieder gestoppt. Wir, brav wie immer auf den Mopeds, konnten ohne Probleme den Hafen verlassen und fuhren nach Mestre, wo wir in einem schönen Straßenkaffee weit besser frühstückten als auf der Fähre.
Um etwas voranzukommen – die Strecke nach Hause war noch weit – fuhren wir auf der Autobahn vorbei an Udine bis Tolmezzo. Das Wetter war traumhaft, sonnig und warm. Deshalb wollten wir noch ein paar Pässe mitnehmen. Unser erstes Ziel war der Plöckenpass. Bei Imponzo registrierten wir, dass der Plöckenpass offenbar nicht passierbar ist. Das Internet bestätigte die Schilder, also umdrehen. Zurück nach Tolmezzo und weiter bis Moggio di Sotto. Hier gibt es eine kleine kurvige Straße über Dordolla bis Pontebba. Weiter ging es bis zum Nassfeld. Auf österreichischer Seite fuhren wir über Tröpolach bis Hermagor und weiter über Weißbriach und Greifenburg bis Spital a. d. Drau. Erneut fuhren wir auf die Autobahn. In Rennweg fuhren wir wieder ab und über die Katschberghöhe bis St. Michael im Lungau.
Angesichts der fortgeschrittenen Zeit beschlossen wir, uns hier zu trennen. Claus hatte den längsten Heimweg und fuhr zügig weiter. Über Obertauern und Schlad-ming ging es zur Pyhrnautobahn und weiter bis nach Ansfelden. Dort verlud er sein Bike auf den Anhänger und fuhr weiter nach Hause. Gottfried und ich fuhren noch gemeinsam bis Mauterndorf. Weiter fuhr Gottfried über Judenburg und Kapfenberg nach Wien. Ich fuhr ebenfalls über Obertauern und hinter Radstadt auf die Auto-bahn, allerdings nur bis Eben. Hier verließ ich die Autobahn wieder, da dort Stau war. Über die Landstraße fuhr ich bis Werfen. Auch hier war Stau, aber mit dem Moped ist man etwas flexibler und kann sich durchmogeln. In Werfen fuhr ich zurück auf die Autobahn und weiter bis Salzburg und über Freilassing und Laufen wieder heim.
Unser Fazit: Eine großartige, aber auch anstrengende Tour, bei der wir über 2.800 km gefahren sind. Das Wetter hätte uns wohlgesonnener sein können. Wir haben viele interessante Länder bereist und sind sehr schöne Strecken gefahren. Ein Highlight dabei ist sicher Montenegro. Aber auch Nordmazedonien und Griechenland sind zum Motorradfahren durchaus empfehlenswert. In Bosnien-Herzegowina und auch in Albanien gibt es sicher auch viel zu entdecken und auch schöne Bikertouren. Wir mussten uns angesichts der weiten Strecke leider auf die Durchfahrt beschränken.
Lothar